Re: handfeste schäume


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Geschrieben von zangadang am 21. Februar 1999 at 03:53:19:

Als Antwort auf: Senf und andere Gewürze.... geschrieben von Sillabu am 18. Februar 1999 at 17:50:13:

hallo sillabu,

ich kann da weniger einen poetischen denn einen praktischen blickwinkel beisteuern ;-)

traeume sind haeufig das verarbeiten der seele von ereignissen der vergangenen tage oder solcher momente, die einen besonders beruehrt haben. traeume sprechen in metaphern, aehnlich wie redewendungen und getreu dem umstand, daß ein bild mehr als tausend worte sagt. (z.b. faehrt man im traum mit dem auto einen berg hinunter. beschreiben wuerde man es in einer nacherzaehlung mit "...und dann gings bergab", was eine treffende beschreibung fuer die entsprechende situation sein kann, wenn man sich dieses zusammenhangs bewusst wird.)
wer sich die muehe macht, seine traeume zu analysieren und zu deuten, bekommt damit ein maechtiges werkzeug zur bewaeltigung von problemen oder krisen an die hand; sogar von solchen problemen, die man lieber verdraengt hat. so kommen z.b. alptraeume nicht von ungefaehr (wenn sich andere akute ursachen wie fiebertraeume, magenbeschwerden etc. ausschliessen lassen). gerade alptraeume duerften als hilferuf der extrem ignorierten seele verstanden werden.
sogenannte "wahrtraeume" sind dagegen zwar aeusserst selten, aber dafuer von einer eindringlichkeit, der sich der traeumer auch im wachen zustand nicht entziehen kann. die traumforschung rechnet solchen traeumen die visionen der biblischen propheten zu.

um sich an getraeumtes besser erinnern zu koennen, hat es sich als nuetzlich erwiesen, vor dem einschlafen papier und stift bereitzulegen und direkt nach dem ersten aufwachen zu notieren, was einem vom traum noch haften geblieben ist. meist fallen einem nach und nach immer mehr details und noch einige, andere traumepisoden ein. wer nach dem aufwachen allerdings mehr als zehn minuten verstreichen laesst oder sich erst mal ein paar minuten mit radiohoeren oder anderem beschaeftigt, hat die chance zum erinnern meist vertan.

bei der deutung ist es wichtig, daß es sich bei den personen im traum nur selten um die realen personen handelt. oft geht es eher um das gefuehl oder die emotion, die man zuletzt mit ihnen verbunden hat. oder gerade diese person 'wurde gewaehlt', weil sie sich aus irgendeinem grund am besten fuer die betreffende figur in der handlung oder der situation eignet.
findet eine handlung statt, dann beschreibt das geschehen das bild, um das es sich handelt.
ueberhaupt ist alles unter dem blickwinkel des symbolwertes zu betrachten, gleich ob farbe, beschaffenheit, groesse(nverhaeltnisse), raeumlichkeit, zeitlichkeit, ...

weiterhin empfiehlt es sich, sich auf das zu verlassen oder zu beschraenken, was einem spontan einfaellt. damit bekommt man die schluessigsten ergebnisse. nach dem ersten durchgang des interpretieren kann man das notierte gedeutete wiederum als metapher sehen und entsprechend deuten, solange, bis das thema klar ist sowie ev. auch die loesung, die der traum empfiehlt.
erheblich ist jeweils dabei die (be)deutung fuer einen selbst; von den verfahren, die eine bestimmte bedeutung fuer ein symbol vorgeben, sollte man dagegen absehen. so muß der verlust des beines nicht zwingend verlust der sexualitaet oder was auch immer bedeuten, sondern beschreibt lediglich, daß eine (art von) beweglichkeit nicht mehr wie zuvor moeglich ist. man befasst sich besser mit dem 'wesen' des symboles, z.b. beinhaltet ein sarg etwas, das tot ist oder sterben wird. was genau stirbt oder bald 'hinueber' ist, haengt vom jeweiligen zusammenhang/thema ab.
(falls interesse besteht, kann ich hier die deutung einiger grundlegender symbole posten. das buch, dem ich diese beschreibungen entnehme, ist leider vergriffen und wird nicht mehr aufgelegt. was sehr schade ist, denn ich habe bislang kein anderes entdecken koennen, das aehnlich schluessig und praxisnah waere.)

im laufe meiner traumarbeiten habe ich uebrigens erlebt, daß viele der getraeumten situationen sich etwa zwei jahre spaeter tatsaechlich einstellen. das muß nicht mal etwas dramatisches sein, aber es scheint, als waeren die themen des lebens vorgezeichnet, und man haette bestimmte bewaehrungsproben zu bestehen, bis man gelernt hat, mit ihnen umzugehen. (das liefe dann auf das hinduistische modell hinaus, nach dem man mehrere leben durchlaeuft, bis man die vollkommene erleuchtung erlangt.)

faszinierend ist es, bei solchen dejavus zu beobachten, wie sich etwas genau so abspielt, was man schon einmal 'gesehen' hat.
daneben ermoeglicht das 'vor-traeumen' von solchen ereignissen, sich neben der verarbeitung des geschehenen auch gedanken zu machen, wie man in zukunft mit 'dieser' oder 'einer solchen' situation umgehen koennte. im idealfall wird man sich deutlich erinnern und auf die damals erarbeiteten szenarios zurueckgreifen koennen. aber meist erkennt man wenigstens das gefuehl wieder und kann der intuition ein paar weitere anhaltspunkte geben.

gruß
zangadang


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